Dschungelprüfung im Supermarkt

In welchen Lebensmitteln Insektenpulver enthalten sein darf und wie Sie es erkennen.

Lesedauer 3 Minuten
Quelle: ro/Marion Jetter
09.02.2023

Irgendwie ist es schon etwas ungewöhnlich, wenn Bäckereien an der Ladentür nicht ihr aktuelles Sortiment anpreisen, sondern freundlich darauf hinweisen, dass „keine Insekten oder Erzeugnisse aus Insekten“ verarbeitet werden. Auch wenn es komisch klingt, möglich wäre das seit Ende Januar diesen Jahres. Denn laut einer neuen EU-Novel-Food-Verordnung sind Hausgrillen und Larven des glänzendschwarzen Getreideschimmelkäfers für die Beimengung in Lebensmittel zugelassen. Aber nur in Pulverform!

Doch was bedeutet das? 

Käfer in Nudeln, Grillen in der Pizza: Das ist künftig möglich. Doch ein heimliches Unterjubeln ist dabei ausgeschlossen. Denn der Zusatz und auch die Menge muss auf der Verpackung angegeben sein.  Die darf nämlich nur maximal zehn Prozent der Gesamtmenge betragen. Was viele nicht wissen: die Zugabe von Insekten ist keinesfalls neu, Larven des Mehlwurms und Wanderheuschrecken sind in der EU bereits seit 2021 zugelassen. Und auch Farbstoff aus getrockneten und ausgekochten Läusen wird auch bei uns schon lange verwendet, zum Beispiel für den Überzug von Schokolinsen oder als Bindemittel. 

Welche Lebensmittel können Insekten enthalten?

Pulverisierte Hausgrillen dürfen laut EU-Verordnung Keksen, Crackern, Soßen, Pizza, Backmischungen, Brot, Fleischprodukten und auch Fleischersatzprodukten beigemengt werden. Pulver aus Larven des Getreideschimmelkäfers findet in Porridge, fertigen Sandwiches, Nudeln, Brot und Brötchen, Chips sowie Fleisch- und Fleischersatzprodukten Verwendung. Die Lebensmittelindustrie betont dabei, dass es dabei vor allem auf den hohen Eiweißgehalt der Insekten ankäme. Und sie nachhaltiger zu produzieren wären als herkömmliches Fleisch. Übrigens: Auch die Umweltorganisation WWF sieht die Ökobilanz von Insekten deutlich besser als die von Rind, Schwein oder Huhn. "Im Vergleich zu Fleisch wird bei der Erzeugung von Insekten wesentlich weniger landwirtschaftliche Fläche benötigt. Im Vergleich zum Huhn sind es etwa um 50 Prozent weniger.“ 

Die Zutatenliste verrät´s

Leider hat die EU die genaue Kennzeichnung noch nicht endgültig festgelegt, also ist für Verbraucher auf den ersten Blick nicht zu erkennen, ob Insektenpulver zugegeben wurde oder nicht. Auf den zweiten Blick aber schon. Den die Insektenart muss in der Zutatenliste aufgeführt sein. Meist steht vor der jeweiligen Insektenart noch "teilweise entfettetes Pulver aus ..." oder "getrocknete Larven/Pulver aus Larven von ...". Die Insekten werden mit ihren lateinischen Namen genannt: 

Acheta domesticus: Hausgrille

Alphitobius diaperinus: Larven des Glänzendschwarzen Getreideschimmelkäfers/Buffalowürmer

Locusta migratoria: Wanderheuschrecke

Tenebrio molitor: Larven des (gelben) Mehlwurms

Und was ist mit Veganern?

Zermahlene getrocknete Hausgrillen dürfen also in Brot verbacken werden oder in Keksen, Nudeln oder Schokolade vorkommen. Auch wenn man nicht damit rechnet, es lohnt sich künftig vielleicht doch, die Zutatenliste etwas genauer unter die Lupe zu nehmen. Denn eine Bezeichnung „Kekse mit Insekten“ oder „Insektenpasta“ werden Sie selten finden. Zutaten wie "Acheta domesticus, gefroren". Vielleicht schon eher. 

Warnhinweise für Allergiker

Ganz abgesehen von einem natürlichen Ekel vor Insekten, sollten Allergiker etwas vorsichtig sein. Und zwar jene, die auf Schalen- und Krustentiere, Weichtiere oder Haustaubmilben allergisch reagieren.  Denn Chitin steckt auch im Außenskelett von Insekten.  Aus diesem Grund muss ein Warnhinweis für Allergiker und Allergikerinnen auf der Packung stehen, wenn Insekten im betreffenden Produkt enthalten sind. Im Zweifel immer am besten nachfragen. Bäcker und auch Gastronomen müssen sich daran gewöhnen, ihre Lebensmittel zu checken die neu zugelassenen Insektenzutaten auszuweisen.

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