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Dramatischer Anstieg der Kirchenaustritte: Katholische Kirche in Bayern vor großen Herausforderungen

Missbrauchsskandale und Skandale um Kirchenvertreter führen zu Rekordzahlen bei den Austritten

Lesedauer 2 Minuten
Quelle: Radio Oberland / Caro Neumeyer
28.06.2023

Die katholische Kirche in Bayern erlebt einen alarmierenden Anstieg der Kirchenaustritte im Jahr 2022. Die jüngst veröffentlichten Zahlen sind sogar schlimmer als befürchtet und verdeutlichen den anhaltenden Trend, dass immer mehr Menschen der Kirche den Rücken kehren. Neben einer Vielzahl von Gründen spielen insbesondere die Missbrauchsfälle in der Institution eine entscheidende Rolle für diesen negativen Trend. Das Gutachten zum Missbrauch im Erzbistum München und Freising sowie die Schlagzeilen rund um den Kölner Kardinal Woelki haben das Vertrauen in die Kirche weiter erschüttert.

Laut Angaben der Deutschen Bischofskonferenz (DBK) haben im Jahr 2022 insgesamt 153.586 Menschen in Bayern die katholische Kirche verlassen. Diese beunruhigende Entwicklung spiegelt sich auch auf nationaler Ebene wider, mit über einer halben Million Kirchenaustritten. Der renommierte Kirchenrechtler Thomas Schüler bezeichnet die Situation als einen "quälenden Tod" der katholischen Kirche vor den Augen der gesellschaftlichen Öffentlichkeit.

Die Situation in Bayern ist besonders besorgniserregend, da das Bundesland mit mehr als 5,8 Millionen Katholiken eine hohe Mitgliederzahl aufweist. Im Vergleich dazu hatte Nordrhein-Westfalen mit über 6,1 Millionen Katholiken zwar eine größere Gemeinschaft, verzeichnete jedoch weniger Austritte von lediglich 143.408. Auch bei uns im Oberland liegt die Zahl der Austritte klar im fünfstelligen Bereich. So sind letztes Jahr im Bistum Augsburg über 30.000 Menschen ausgetreten, im Bistum München/Freising sogar fast 50.000. 

Schon zu Beginn des Jahres 2022 zeichnete sich ab, dass sich die dramatische Entwicklung für die katholische Kirche in Bayern weiter beschleunigen würde. Insbesondere nach der Veröffentlichung des Gutachtens zum Missbrauch im Erzbistum München und Freising und der Diskussion um eine mögliche Mitschuld des verstorbenen Papstes Benedikt XVI. explodierten die Austrittszahlen regelrecht.

Besorgniserregend ist auch, dass die Austrittswelle nicht nur die katholische Kirche betrifft, sondern auch die evangelische Kirche. Im Jahr 2022 traten rund 48.500 Menschen aus der evangelischen Kirche in Bayern aus, im Vergleich zu 36.580 im Vorjahr.

Die anhaltenden Negativschlagzeilen und der Vertrauensverlust belasten das Image der Kirche erheblich. Die Institution steht vor großen Herausforderungen, um das Vertrauen der Menschen zurückzugewinnen und auf die Anliegen der Gläubigen angemessen einzugehen. Es bleibt abzuwarten, wie sich die Situation weiterentwickeln wird und welche Maßnahmen ergriffen werden, um den negativen Trend zu stoppen.

 

Quelle: dpa

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